48 Grad im Schatten des Herdes.
Sechs Menschen in Schürze versuchen nicht in die Töpfe zu schwitzen. Das Schlagobers hat seine Schmerzgrenze überschritten und bleibt flüssig. Es ist heiß und laut, es muss schnell gehen und es gibt keine Pausen. Außer um gemeinsam zu essen. Der Adrenalinspiegel steigt: Endspurt. In 90 Minuten werden 40 KollegInnen mit Hunger und komplexen kulinarischen Erwartungen das Buffet stürmen.
Kochen ist eine der ältesten menschlichen Kulturtechniken. Kochen ist existenziell. Kochen ist die Härte. Und Kochen macht glücklich. Nicht umsonst gilt die Küche als Herz des Hauses. Dieses schlug für 108 derStandard.at/MitarbeiterInnen im Sommer 2010 in der Profiküche der Mensa der Akademie der bildenden Künste. Nach vier Jahren ungebrochenen Interesses war klar: Ein neues derStandard.at-Kochbuch muss her. So tauschten wir zum zweiten Mal Tastatur und Monitor mit Messer und Schürze und missbrauchten die Redaktionstelefone für ungewöhnliche Deals: "Haben Sie Perlhuhn? Nein? Kennen Sie jemanden, der uns Perlhuhn verkaufen kann?" Dass, wie auch im wirklichen, redaktionellen Leben, auch die hartnäckigste Recherche im Sand verlaufen kann, hat sich in Form der voluminöseren Schwester des Perlhuhns, dem gefüllten Wildhuhn auf Seite 24 manifestiert.
Eine Dokumentation des Scheiterns? Im Gegenteil, denn wir haben beim Kochen bewusst auf tief gefrorene, zerlegte Massenware unbekannten Ursprungs verzichtet. So wie wir es von unserer Arbeit bei derStandard.at gewohnt sind. Ob Redaktion, Sales, Marketing, Entwicklung oder IT, wir kochen ausschließlich mit frischen Zutaten. Wir kennen unsere Quellen und scheuen keinen Aufwand. Vieler ausgedehnter Kochsessions bedurfte es, um 86 ganz persönliche und internationale Lieblingsrezepte perfekt umzusetzen und am Ende fröhlich gemeinsam zu tafeln. Wir alle haben uns zwei Monate lang gegenseitig eingekocht. Nun fordern wir Sie vehement dazu auf, dasselbe für sich und Ihre Lieben zu tun. Denn Liebe geht nun einmal (auch) durch den Magen.